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Der Yom Kippur Krieg |
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Vor 50 Jahren begann Öswterreichs bedeutendste Friedensmission im Nahen Osten. Dem erfolgreichen, auch von internationaler Seite anerkannten Einsatz der Österreicher auf den Golanhöhen war dieses Jubiläum nicht gegönnt, da aus parteipoitischen Interessen das Kontingent im Sommer 1913 abgezogen wurde. Es ist mir daher ein Anliegen, den den Einsatz der Österreicher am Suezkanal und auf den Golanhjöhen in Erinnerung zu bringen, wie auch auch das unrühmliche Ende zu kommentieren |
UN-Photo/Yutaka Nagata | Peer Hjalmar Ensio Siilasvuo, (geb. 1 Jänner 1922, - gest. 10. Jänner 2003.) 1940 Teilnahme am Zweiten Weltkrieg. 1944 zum Hauptmann befördert wurde zweimal verwundet. Nach 1945 in verschiedenen UN-Missions eingesetzt, 1957 Kommandant des finnischen Kontingents UNEF I, dann Bataillonskommandant auf Zypern, 1967 Stabschef im Rahmen UNTSO, zu deren Chef er 1970 ernannt wurde. 1973 Befehlshaber der UNEF II, dann "Chief Koordinator of the United Nations Peacekeeping Missions im Mittleren Osten." Tritt 1980 in den Ruhestand, 1989 zum Dreisterne-General befördert. Als kommandierender Chief of Staff der UNTSO hatte er noch vor dem Inkrafttreten der UN-Resolution 339, Israels Verteidigungsminister Dajan telefonisch informiert, dass er mit deren Wirksamwerden, UN-Beobachter zur Festlegung einer Waffenstillstandslinie an die Front entsenden würde. Sie einigten sich auf eine Feuereinstellung im Sinne der Resolution 339, um 0700 Uhr, dass damit auch entsprechend dem Wortlauts der Resolution jede weitere Truppen-bewegung zu unterlassen sei, hatte Dajan offenbar überhört zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Vorbereitende Maßnahmen 19.11.- 13. 12. 1973Der Einberufungsbefehl erreichte mich in der Woche zum 18.11.73 fuml;r einen Einsatz am Suezkanal.Montag 19.11.1973 Treffe um ca. 0300 Uhr in der Maria-Theresien-Kaserne ein. Der KvT, der mir meine Unterkunft zeigt, erzählt mir, dass er schon seit 3 Wochen auf den Abflug warte. Um 1400 Uhr Antreten aller einberufenen Soldaten, Bekanntgabe der Einteilung und des Zeitplanes der Vorbereitungs-maßzahmen. Meine Einteilung lautet: UNEF/Ägypten, Abflug des Kontingents am 23.11. Bin im Dilemma, da ich meiner Frau versprochen hatte, da nicht hinzugehen, andererseits aber will ich nicht den Eindruck erwecken, mich vor einer Herausforderung drücken zu wollen. Außerdem war meine vorgesehene Einteilung als Kommandant der 4. Kompanie ein entsprechender Anreiz, nach Ägypten zu gehen. In diesem Dilemma kam mir eine nachhaltig andauernden Telefonstörung in der Maria-Theresien-Kaserne entgegen, die eine Rücksprache mit meiner Frau zunächst unmöglich machte. Der nahe Abflugtermin am 23.11. erleichterte meine Entscheidung für den Nahen Osten. 1.1973 Untersuchungen und Impfungen aller Art im Heeresspital unde im Institut für Tropenmedizin Verabschiedungen und Verwandtenbesuche in Wien und Klosterneuburg. Doch der geplante Abflug am 23.11. fand nicht statt und sollte am nächsten Tag erfolgen. Von da ab erfolgte Verschiebung auf Verschiebung, bis nach 3 Wochen aus dem Ministerium die Absicht laut wurde, das Kontingent zu beurlauben. Den Grund, warum die Russen die zugesagten Transportflüge absagten, war eine politische Verstimmung zwischen den Sowjets und den USA. 23.11. bis 13.12. 1973 Eine nervenaufreibende Wartezeit für das inzwischen auf mehr als 200 Mann angewachsene Marschkontingent unterbrochen durch kurze Beurlaubungen über die Wochenenden Es wird versucht diese Zeit mit Ausbildung zu überbrücken und ich erkläre mich bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Es fehlt aber an Geräten und KFZ, um ins Gelände zu kommen und schließlich auch am guten Willen so mancher Dienststelle. Donnerstag 13.12.73 Endgültige Festlegung des Abfluges auf 14.12. Auf Grund meiner bisherigen Aufgaben wurde ich als Transportkommandant des 1.Marschpaketes eingeteilt. Der Abflug des 2. und 3. Marschpaketes (KFZ und schweres Gerät) war für den 15.11. vorgesehen. Die Transportflüge werden durch die US-Airforce mit sechs C-141Starlifter durchgeführt. zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Wir kennen uns bereits seit einigen Jahren, als er mein KpKdt in der Brigade Aufklärungs-Kompanie 6 war. Wir kennen und also gegenseitig gut und jeder über die Eigenheiten, Vorzüge und Fehler des Anderen ziemlich gut Bescheid . Er teilte mir mit, dass das AUSBATT nicht aus 4, sondern aus 3 Jägerkompanien bestünde, deren Kommandanten er bereits bestellt habe. Ich müsse mich daher gedulden, bis Hptm Dallinger seinen UN-Einsatz im Februar 74 beendet habe, um seine Stelle als Kommandant der 1.Kp zu übernehmen. |
Satellitenbild |
Der Suezkanal Das Satellitenbild zeigt uns den Suezkanal in seiner ganzen Länge. Bei Vergrößern des Bildes durch anklicken auf volle, sind auch die Landschaftsformen Straßen und Ansiedlungen wie deren Beschreibung genau zu erkennen. Schon seit dem 14. Jahrhundert vor Chr. hatten die alten Ägypter eine Kanalverbindung zwischen dem Mittelmeer bzw. dem Nil und dem Roten Meer geschaffen. Ein Teilstück davon ist bis heute mit dem Ismailia-Kanal erhalten geblieben und verbindet Ismailia durch einen für kleine Kähne schiffbaren Wasserweg mit dem Niltal. Es ist überliefert, dass der Altägyptische Kanal unter einem schlechten Stern gestanden habe, denn ein Orakelspruch aus der Zeit des Pharao Necho (616-600), besagt, dass der Kanal nur den Fremden nützen würde. Dieses Orakel scheint sich voll bewahrheitet zu haben, als nach Fertigstellung des modernen Kanals die damaligen Kolonialmächte England und Frankreich die Kontrolle über das Gebiet übernahmen Erst 1956 wagte es der damalige Staatschef Ägyptens, Gamal Abdel Nasser, die nationalen Eigentumsrechte einzufordern und den Kanal samt seiner Betriebseinrichtungen zu verstaatlichen. Aus den beträchtlichen Einnahmen der Schiffspassagen sollte der Assuanstaudamm finanziert werden. zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Die allgemeine LageDer Jom Kipur-Krieg war zwar seit Ende Oktober durch einen äußerst labilen Waffenstillstand beendet. Die Kampfhandlungen konnten jederzeit wieder zum Ausbruch kommen, was durch die täglichen, von beiden Seiten geführten Feuerüberfälle mit Artillerie und schweren Waffen zum Ausdruck kam. Die 3. Ägyptische Armee war zwar auf der Sinai Halbinsel so Suez von allen Versorgungsmöglichkeiten abgeschnitten, das gleiche Schicksal drohte aber auch den israelischen Truppen, die unter der Führung des General Sharon am Westufer des Suezkanals einen Brückenkopf bildeten, falls es zu einer Fortsetzung des Krieges kommt.Dank der materiellen Unterstützung der Sowjets, konnten die Ägypter ihrerseits einen Belagerungsring um diesen Brückenkopf aufbauen, der Tag für Tag massiver wurde. |
Eine der wichtigsten Verhandlungspunkte war auch die Versorgung der auf Sinai eingeschlossenen Verbände der 3.Ägyptischen Armee. zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Das UN-Camp Ismailia Ismailia, die Hauptstadt des gleichnamigen Government liegt etwa auf halber Strecke des 190 km langen Suezkanals. Die Stadt wurde 1863 als Residenz der Kanalverwaltung und Be-triebshafen gebaut und ursprünglich nach dem Binnensee, an dem sie liegt, Timsah genannt. Bald darauf wurde die rasch aufstrebende Siedlung nach dem ägyptischen Herrscher und Vi-zekönig Ismail Pascha in Ismailia umbenannt. 16. und 17.12. 1973 |
Einweisung in den Einsatzraum UNEF/AUSBATT 3 Sonntag 16.12. 0700 Uhr Abfahrt zu den Positions der 1. Kompanie, Pos 101, 102,und 103 Nach Überschreiten der ägyptischen Front bei Abu Soweir, treffen wir auf einen israelischen Vorposten. Erster Kontakt mit den Israelis, vergebliches Warten auf die israelische Eskorte, nehmen daher einen weiteren Umweg in Kauf und erreichen schließlich unser Ziel. In diesem Frontbereich ist es absolut ruhig und die Einweisung ist sehr interessant, die Mannschaft macht einen sehr guten, disziplinierten Eindruck. Das Leben auf den Pos scheint zwar eintönig zu sein, trotzdem sind die Leute lieber draußen, als in Ismailia. (Später werde ich diese Erfahrung selber machen) |
Montag 17.12. |
Dienstag 18. 12. 73 Nach einer Aussprache mit dem Kp Kdten Hptm Dallinger, haben wir uns darauf geeinigt, dass ich mich als sein Stellvertreter mit der Dienstaufsicht der in Ismailia befindlichen Teile der Kp befasse und die Ausbildung der Newcomer übernehme. Das Betriebsklima zwischen uns scheint in Ordnung zu sein. Er selbst besucht täglich seine Positions, zwischen denen die Errichtung von 2 Weiteren geplant ist. |
Nachts wird fast ununterbrochen geschossen. Der ägyptische "Volkssturm", offenbar als Wachen und Sicherungsposten eingesetzt, feuert auf alles, was sich bewegt und wenn sich nichts bewegt, wird einfach in die Luft geballert. Ab Einbruch der Dunkelheit herrscht daher striktes Ausgangsverbot für das gesamte UN-Personal. Samstag 19.12.1973 Da sich der 1.Zug der Kp auf Recreation in Kairo befindet, fahre ich heute zur Dienstaufsicht dorthin. Die Leute sind im bereits erwähnten "Shams Camp", das als Basislager der UNEF dient, untergebracht. Natürlich nütze ich auch die Gelegenheit, um mir ein erstes Bild von Kairo zu machen. Im Basar mache ich einige Weihnachtseinkäufe. Das Angebot an Wahren reicht vom Ramsch bis zu echten, wertvollen Stücken des orientalischen Kunsthandwerks. Am Abend erhalte ich endlich den Fotoapparat, den mir ein Jahrgangskamerad, der sich als Beobachter bei UNTSO, ICC4 befindet. Aufgabe der UNTSO ist vorwiegen die bewegliche Überwachung des Frontgebietes, während die Bataillone der Force diese Tätigkeit aus den Positions wahrnehmen. Im Gegensatz zur Force sind die Beobachter, oder kurz UNMO 5 genannt, unbewaffnet. 20. - 22.12.1973 Ich lasse den Unterkunftsblock, ein dreistöckiges Gebaude, das die vergangenen Kämpfe relativ wenig beschädigt überstanden hatte, gründlich reinigen und die WC und Waschräume reparieren. - Langsam gewöhnt man sich ein. Außer neuen Bekanntschaften im ICC, einem russischen UNMO und dem Chef des ICC, ein UNMO aus Frankreich, ist meine Premiere als Duty-Officer eine Erfahrungen der besonderen Art: Ein Reporterteam der Bunten Illustrierten begehrt forsch um ein Photoshooting, ist aber weder angemeldet noch kann der Wortführer eine schriftliche Genehmigung vorweisen. Um sicher zu gehen, wage ich es, trotz besseren Wissens Weingerl aus seinem Schlaf zu stören. Der schmeißt dann das ganze Team persönlich raus, nicht ohne mir vorher sein Missfallen über die Ruhestörung zu bekunden. Immerhin schien die Sache so wichtig, als der Vorfall auch im Monatsbericht nach Wien gemeldet wurde. Erstmaliges Auftreten des Kommandanten der Nord- Brigade, General Soutanto aus Indonesien und Bekanntschaft mit dem CO von ICC, einem französischen Major. Die häufigen Besuche im ICC gelten vorwiegend meinem Jahrgangskameraden von der MilAk, Hptm Buzek, der mir bei der Eingewöhnung in die Sitten und Gebräuche der neuen Umgebung behilflich ist. Hier herrscht vorrangig das Motte den Newcomer "blöd sterben lassen". Sonntag 23. 12. 73
Fahre um 0900 Uhr zu den Positions. Heute werde ich meine ersten Fotos machen können. Grundsätzlich gilt allgemeines Fotografierverbot und man darf sich keinesfalls von den Ägyptern erwischen lassen. Montag 24.12.1973
Heiliger Abend. Bei strahlendem Sonnenschein und 20° C ist es kaum m¨glich, sich in Weihnachtsstimmung zu versetzen. Das einzige Gefühl ist Heimweh. Auch der Wunsch auf einer Position zu sein kommt auf, denn dort ist auch so auch so etwas, wie eine Familie. 25. - 26. 12. 73 |
Samstag 12.1. 74 Besprechung im UNEF/HQ mit ObstLt Cembrinsky, dem Chief Enginer Officer der UNEF. Fortsetzung am nächsten Tag. Kaufe mir einen Zivilanzug, trotz billigem Preis von bester Qualität. (Das Sakko habe ich noch ein Dutzend Jahre getragen) Sonntag 13. 1. 74 Fortsetzung der Besprechung. Der "Hausfotograf" der UNEF, Mr. Nagata, ein freundlicher Japaner den ich noch oft treffen werde, fotografiert uns dabei. Das Ergebnis ist erfreulich, die Baumaschinen und ein Zug polnischer Pioniere werden zugesagt. Am folgenden Tag sollen sie bereits eintreffen. Nachmittags ein fürchterlicher Wolkenbruch in Kairo; es regnet auch noch auf der Heimfahrt nach Ismailia. Montag 14.1.74 Besuch der Position 103 und 108. Es wieder alles ruhig, nachdem am Wochenende wieder heftig herum geschossen wurde. Abends treffen die polnischen Pioniere mit ObstLt Cembrinsky ein. Er ist ein angenehmer, zuvorkommender und freundlicher Mensch. Dienstag 15. 1. 74 Besuch des Brigadekommandanten Generalmajor Soetanto aus Indonesien auf 109. Die Polen suchen das Gelände ab. Abends Dallinger vom Heimaturlaub zurück. Morgen übersiedle ich wieder in die Wüste auf Pos 108 und das nicht ungern. Mittwoch 16. 1. 74 Nach einem furchtbar langen Anmarsch, - die Baumaschinen haben ein Tempo von Maximal 20 kmh - beginnen die Polen zu graben. Auch die Leistungsfähigkeit der Bagger ist gering. Trotzdem bin ich froh, dass wir nicht wie zuvor auf 108 händisch graben müssen. Donnerstag 17. 1. 74 Besuch bei den Israelis. Erfahre dass das Waffenstillstandsabkommen demnächst unterzeichnet wird. Man bietet mir an, meine Familie zu Hause anzurufen. Anders als wie Bei unserem Heimatfunk, kann man hier ganz normal über den Feldfernsprecher in alle Welt telefonieren, bis die Verbindung zustande kommt vergeht allerdings einige Zeit. Kann aber leider nicht darauf warten. Heute kommt Tomas auf 108 und beschloss von vornherein hier zu nächtigen. Die Polen müssen wieder zurück und brechen daher ihren Einsatz ab. Samstag 19. 1. 74Das Waffenstillstandsabkommen ist unterzeichnet. Hptm Wieser, OpsA oder nach unserem Sprachgebrauch der S3 des Bataillons kommt heraus. Wir fahren gemeinsam zu Pos 109, die langsam fertig wird. Das Wetter ist stürmisch und kalt. Sonntag 20. 1.74 Dallinger kommt heraus. Von Pos 109 fahren Wir gemeinsam in Richtung zur nächsten Position 110. Wir benützen die Spur unsrer Erkundungsfahrt vom 27. 12 die gut im Gelände sichtbar ist. Trotzdem müssen wir wegen des immer stärker werden Sandsturmes umkehren. Der Sand dringt überall ein und überzieht alles mit einer gelblichen Staubschicht. Die Zelte halten zwar eine zeitlang dicht, bis der Staub schließlich durch alle Ritzen dringt. Am Nachmittag legt sich der Sturm, und wir besuchen gemeinsam die Ägypter. Wir sind bereits gern gesehen Gäste und sollen auch ein Gastgeschenk bekommen. Den angebotenen Radioapparat kann ich aber nicht annehmen, da mir bewusst ist, das der sein ganzer Besitz ist. Um ihn nicht zu beleidigen nahm ich sein Handtuch an. Ich glaube dass auch er darüber froh war. zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Endlich kommt Hilfe. Man hat die Detonation von 109 aus beobachtet, auch Ägypter tauchen jetzt auf und bald auch ein SanKW. Die Bergung aus dem Minenfeld ist äußerst gefährlich, weil die Minen nicht regelmäßig ausgelegt sind. Friedl ist entlich versorgt und wird mit dem SanKW weggebracht. Nun fange ich erst klar zu denken an, wieso das passieren konnte. Bin ich von der Spur abgewichen oder hat man die Minen erst seit Kurzem verlegt und warum. Eigentlich hätte es bei unserer Fahrt vom 27.12. krachen müssen, wenn das Minenfeld schon vorhanden gewesen wäre. Eine nachträgliche Verlegung der Minen passt einfach nicht in unser Erfahrungsschema. Ich gehe zur nächsten Stellung; es ist die selbe, wo wir schon einmal waren. Dort treffe ich einen Oberst, der mir auch keine Erklärung geben kann - oder nicht will? Er fährt mich jedenfalls bis zu dem Verbandsplatz, wo ich Friedl wieder sehe, Er wird gerade von unserem Arzt Htm Dr. Fitscha betreut und auf den Transport nach Kairo vorbereitet. Hubschrauber gibt es keinen. Irgendwie komme ich dann wieder in meine Pos 108 wo bereits Hptm Riedl von der UN-Militärpolizei auf mich wartet. Dem gebe ich alles zu Protokoll. Eine Rückkehr nach Ismailia lehne ich ab da ich jetzt von meinen Leuten gebraucht werde. Irgendjemand schickt mir eine Flasche Kognak heraus. Bei der sitzen wir alle noch bis spät in die Nacht. |
Dienstag 22.1. 74 In Ismailia grassiert die Hepatitis. Jetzt erst spüre ich, dass mein ganzer Rahmenbau gehörig durchgeschüttelt wurde und kann mich kaum bewegen. Ich erfahre, dass man Friedl noch am Abend das Bein bis zum Knieansatz amputieren musste. Meine Leute hatten das die ganze Zeit gewusst, als wir beim Kognak saßen. Auch meine Pistole ist verschwunden; den Grund scheine ich zu kennen und man macht sich um mich Sorgen. Ich tue daher so als würde ich das Ding gar nicht vermissen. Schlimmer ist, dass wir auch bereits einen Fall von Hepatitis auf der Position haben. Ein Mann des Funktrupps. Am Abend dann ein zweiter Fall. Der Mann hat hohes Fieber und der SankW ist bereits mit dem einen Kranken abgefahren. Inzwischen ist es stockdunkel geworden. Ich muss den Mann daher bis zur Position 102, die an der asphaltierten Strasse liegt, bringen. Eine Fahrt zwischen den Fronten bei stockdunkler Nacht kann ich niemandem zumuten. Ich fahre daher selbst. Über Funk bekomme ich grünes Licht, die Isis geben mir eine Stunde Zeit, von den Ägyptern kommt keine Meldung, ein ungutes Gefüfühl. Irgendwann bin ich dann mit dem Kranken auf 102, wo der SanKW bereits wartete. (Da das Bataillon damals noch keine geländegängigen SanKW hatte, musste jeder Krankentransport auf Sandpisten improvisiert werden; das Problem wurde im Mai 1974 nach der Lieferung der neuen Pinzgauer mit San-Aufbau gelöst. Auch die auf VWBus montierten Funkfernschreiber MFF1, unsere leistungsfähigsten Verbindungsmittel mussten in die Positions geschleppt werden.) |
Mittwoch 23. 1. 74 Wir machen eine schwere Zeit durch, in Ismailia soll es aber wegen der Gelbsucht noch schlimmer sein. Ich glaube selbst schon angesteckt zu sein, was allerdings nur auf Einbildung beruhte. Das Wetter ist uns auch nicht gesonnen. Sandstürme und Wolkenbrüche wechseln sich ständig ab, zudem ist es bitter kalt. Sturm und Regen machen es zeitweise unmöglich das Zelt zu verlassen. Dafür aber merkt man die Auswirkungen des Waffenstillstandes. Die Ägypter fahren jetzt mit ihren Fahrzeugen bis in die vordersten Stellungen und über den ganzen Aufregungen in eigener Sache ist uns gar nicht aufgefallen, dass seit dem 19. Jänner kein Schuss mehr gefallen ist. Heute ist OstV Friedl mit 8 Hepatitispatienten nach Wien geflogen. |
Freitag 15. 2. 74 Übernahme der 1.Kompanie Die Newcomer sind da: Leutnant Kofler aus Salzburg und 23 Mann. Kofler übernimmt den III. Zug. Das neue Führubgsteam besteht nun aus
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Abends gibt es Abschiedsparties auf allen israelischen Stützpunkten. Schon Tage zuvor wurde vereinbart, dass wir Österreicher die Getränke besorgen und die Isis für das Essen zuständig sind. Aus begreiflichen Gründen konnten an den Parties konnten natürlich nur wenige der Österreicher teilnehmen. Im Kompaniegefechtsstand von Uri Shani geht es hoch her. Uri Shani teilt mir mit, dass seine Kompanie als Nachhut nun unter dem Schutz der Östrerreicher stünde. Das entsprach auch den Tatsachen, denn in kurzer Zeit hätte man die des Alkohols ungewohnten Krieger Israels nur noch einsammeln brauchen. Als gleichrangige Häuptlinge tauschten wir auch unsere Dienstgradabzeichen. Das Ende der Feier ergab sich von selbst: Uri, der unverändert nüchtern blieb, riet mir den Hinterausgang des Raketenbunkers zu nehmen, denn den Vorderausgang blockieren einige Leichen der unbesiegbaren Israelischen Armee. |
Foto Klinger |
Der Abschied von Freunden - Shalom Chavarim Tags darauf üm 0600 Uhr früh ist alles wieder nüchtern und steht zur Flaggenparade angetreten, die Schützenpanzer M113 stehen in Reih und Glied, vom gestrigen Sauhaufen ist keine Spur zu sehen. Der Davidstern wird eingeholt und Uri Shahni reicht mir zum Abschied die Hand, dann rollt die Eiheit ab in Richtung Suezkanal. Wie es sich gehört, begleite ich die Kolonne noch einige Kilometer. Shalom chavarim! Shalom Chaverim ist ein beliebtes hebräisches jüdisches Lied. Friede sei mit euch, bis wir uns wieder sehen, möge Friede mit euch sein. (Um das Lied zu hören klicke den Link an) Das wars dann! |
Foto Klinger |
Die Übergabe an die Ägypter Um 1500 Uhr ist der gesamte Abschnitt an die Ägypter zu übergeben. Der für diesen Abschnitt verantwortliche Bataillonskommandant Major Rafid - er ist mir ebenfalls seit langem bekannt - kommt zu Fuß. Im letzten Augenblick merke ich, dass ich noch die israelichen Distinktionen auf meinen Schultern trage, kann sie aber noch unbemerkt entfernen. Die Ägypter legen Wert auf eine detaillierte Übergabe jedes einzelnen israelischen Stützpunkts. Um alle zu erreichen müssen die ägyptischen Offiziere auf unseren Fahrzeugen Platz nehmen - manche haben sichtlich Angst, wir könnten auf eine Mine fahren, lassen sich aber beruhigen. Vor Einbruch der Dunkelheit ist das gesamte Westufer des Suezkanals in ägyptischer Hand. |
Freitag 22. 2. 1974 Der Tag an dem unsere Aufgabe im Wadi Ashara zu Endegeht, ist angebrochen - mit Wehmut sehe ich dem Abbau der Positions zu. Um 0700 Uhr sind wir alle, Offiziere und Unteroffiziere, von den Ägyptern zum Frühstück geladen. Wieder haben sie alles gegeben um eine üppige Tafel herzurichten. Den Abschied wollen sie so lang wie möglich hinauszögern und man sieht ihnen die Freude an, wieder Herr im eigenen Land zu sein. Die Offiziere bekommen jeder ein Kompanieabzeichen überreicht, als Gegengeschenk überhäuft man uns mit Konserven aller Art. |
Foto Klinger |
Frühstück in der Wüste Kurz nach Sonnenaufgang laden die Ägypter zum Frühstück, dann verabschieden wir uns eben so herzlich wie am Vortag von den Israelis | Foto Klinger |
Ein wichtiger Abschnitt unsres Einsatzes ist also beendet. Wir haben manches gelernt und haben Opfer gebracht. Erst jetzt wird bewusst, was hinter unds liegt. Man kann sagen, das ist schon Geschichte und es wird auch klar dass das alles bitterer Ernst und jeder Tag, den man erlebt hat, ein Geschenk war und auch ein Gewinn war. Sicher haben auch unsere laufenden Kontakte und Verhandlungen mit den Kriegsparteien dazu beigetragen, dass man von einer Entwicklung zum Frieden sprechen kann. Die Israelis waren faire Kämpfer und uns gegenüber gastfreundlich und korrekt. Mag sein, dass ad auch Berechnung dabei war Die Ägypter uns mit offenen Armen empfangen und uns als Vertreter des modernen Europas gesehen. Als Soldaten haben sie uns mehr als nur respektiert; sie haben in uns Freunde gesehen. Ich hoffe, den einen oder anderen wieder zu sehen. Inhaltsverzeichnis |
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Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch keine Kontakte zu den Afrikanern und Südamerikanern, da deren Einsatzräume außerhalb unserer Reichweite gelegen waren. Die Afrikaner sollten jedoch in wenigen Tagen unsere unmittelbaren Nachbarn werden, als das AUSBATT seine neue Aufgabe auf Sinai zugewiesen bekam. |
AlkoholischesWie schon vorher erwähnt, spielt der Alkohol im Rahmen der Völkerverständigung eine wesentliche Rolle, was nicht zuletzt auf das nicht gerade reichhaltige Angebot anderer Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zurückzuführen ist.. Die gewissermaßen gleiche Vorliebe zur Nahrungsaufnahme in flüssiger Form und die räumlich bedingte Nachbarschaft, musste daher zwangsläufig zur Vertiefung der Beziehungen zwischen Schweden und Österreichern führen. Die nationalen Trinkgewohnheiten unterschieden sich zwar im Wesentlichen dadurch, dass für die Nordländer sich mehr der prozentuale Alkoholgehalt zählte, während der sanguinische Österreicher mehr zum Genuss neigt. Dementsprechend waren auch die Folgen der verschiedenen Trinkgelage, im UN-Jargon auch "Absturz" genannt, vom Gastgeber und seinem Getränkeangebot abhängig. Ein derartiger "Absturz" eines meiner Zugskommandanten, der aus Verschulden der schwedischen Gastgeber mit einer Meldung an das UNEF/HQ endete, wurde auf Anordnung ObstLt Weingerls, mit dem offiziellen "Abbruch" der Beziehungen sanktioniert. Wie es so bei den meisten Sanktionen ist, war diese Strafmassnahme weder von Dauer, noch zeigte sie nachhaltige Auswirkungen. um der Freundschaft mit den schwedischen Kameraden, Abbruch zu tun. |
Die Besuchstour begann bereits mit einer Panne: Unsere gewohnt ungehinderte Bewegungsfreiheit zu Lande, schien auf den Wassern des Bittersees keine Geltung zu haben. Nach mehreren Stunden Wartezeit, in der auch ein Sandsturm über uns hinweggefegt war, konnten wir endlich an Bord gehen. Der uns empfangende 1. Offizier musste allerdings mit Bedauern feststellen, dass der vorbereitete Braten inzwischen total verschmort und ungenießbar sei und das geplante Mittagessen daher ausfallen müsse. Als Ersatz dafür gab es reichlich Wodka, der mit Salzgebäck und anderen Snacks nur unzureichend kompensiert werden konnte. Erste Folgen zeigten sich bereits bei der Führung durch das Innenleben der Boleslaw Bierut, die gleichermaßen beeindruckend wie auch gefährlich war. Bereits der herzhafte Begrüßungstrunk hatte zur Folge, dass der Gang durch den Schiffsrumpf, über die engen und öligen Treppen, wie bei hohem Seegang ablief. |
Die Fortsetzung des geselligen Beisammenseins in der Offiziersmesse, ein musikalischer Kulturaustausch polnischen und alpenländischen Liedgutes, tat ihr Übriges, dass Symptome von aufkommender Seekrankheit, einschließlich der typischen Folgen der Erleichterung auftraten, obwohl der Bittersee spiegelglatt im aufkommenden Mondlicht dalag. Während der Rückkehr auf das Festland in der Barkasse mussten dan auch die standhaftesten Seebären dem Neptun ihr Opfer bingen. Die bilateralen Beziehungen zwischen Polen und Österreich haben durch diese kombinierte "Land- Seeoperation" des Bataillonsstabes und der drei Kompaniehäuptlinge, eine weitere Vertiefung erhalten. zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Sonntag 17. 3. 1974 Vorbereiten der neuen Unterkünfte in Suez. 18. Märztrat dann ein was alle befürchtet hatten: Diese Arbeiten gleichen der Reinigung von Augias Stall, zudem mussten einige einheimische Familien, offenbar Obdachlose, mit viel Fingerspitzengefühl wieder ausquartiert und in anderen Gebäuden des großen Sieflungsareals untergebracht werden. Vermutlich gingen swie nicht mit leeren Händen, denn am Abend vermisste einer meiner Unteroffiziere seine Geldtasche. Montag 18.3 1974 In Alexandria war der Seetransport eingetroffen und das unverzügliche Löschen der Ladung vom BMLV angeordnet. Um dieser Forderung zu entsprechen, mussten fast alle LKW des Bataillons nach Alexandria in Marsch gesetzt werden. Gleichzeitig hatte das HQ die Verlegung nach Suez angeordnet, ohne sich um unsere eigenen Probleme zu kümmern. Der Befehl für die Verlegung kommt gerade zu dem Zeitpunkt, als die Kolonne Ismailia in Richtung Alexandria verlassen hatte. Dass die 1. Kp als erste an der Reihe war, nach Suez zu verlegen, steht ebenso fest, wie die tatsache, dass ich nur 2 LKW zur Verfügung habe. (Tatsächlich war diese Informationspanne, wie sich später herausgestellt hatte, hausgemacht. Denn dem Monatsbericht des Bataillons vom März 74 war zu entnehmen, dass der Termin für die Verlegung dem Bataillon freigestellt, der Vollzug bis 21 März 1700 Uhr zu melden war. Der Termin wurde übrigens trotz des Auslademanövers Alexandria eingehalten. Montag 18. 3. 1974 Nach Suez zurückgekehrt, starten wir von hier um 0600 Uhr früh mit der Verlegung Im Pendeltransport, über gute 80 km Fahrtstrecke, gelingt es schließlich, die gesamte Kompanieausstattung, einschließlich der Unterkunftsgeräte, Schreibtische u.s.w. von 0600 Uhr früh bis zum Abend nach Suez in den neuen Lagerbereich zu schaffen und uns in den neuen Unterkünften häuslich einzurichten.Danach beginnt die eigentliche Aufgabe: Die Gebäude des Bataillonskommandos und der Stabskompanie für das Beziehen vorzubereiten. Wie Herkules in Augias Stall, machten wir uns über die Gebäude, früher einmal schmucke Reihenhäuser, her und rodeten die Wildnis der Gärten. Nach einer Woche konnte man sagen, dass es sich hier ganz gut wohnen ließ. Nach einer Woche hatten wir die für das Kommando vorgesehenen Objekte bezugsfertig gemacht, die 1. Kp selbst hatte 3 relativ gut erhaltene Reihenhäuser, die einst vom europäischen Personal der Erdölraffinerie bewohnt waren. Jedes Haus hatte auch einen Garten, der die Herzen der geborenen Schrebergärtner gleich höher schlagen ließ. |
Damals wurde den Gerüchten über die baldige Verlegung der Österreicher auf die Golanhöhen wenig Glauben geschenkt. Ein weiterer Grund, sich auf eine höhere Lebensqualität zu freuen, war der nahe Badestrand. |
Es war ein merkwürdiger Eindruck, den ich bekam, als ich erstmals in meinem Leben den asiatischen Kontinent betrat. Kaum ist der Suezkanal über die Pontonbrücke überquert, befindet man sich tatsächlich in einer Sandwüste. Schon nach einigen Kilometern ins Landesinnere der Nord-Sinai vorgedrungen, merkt man, dass man sich in einer anderen Wüste befand, als jene westlich des Kanals auf afrikanischem Boden. |
Unter der Gewissheit, dass meine Kompanie hier die nächste Zeit verbringen wird, mussten daher zwangsläufig gemischte Gefühle aufkommen, die vom Anreiz neuer Aufgabenstellung und banger Sorge, mit den klimatischen Anforderungen zurechtzukommen, bestimmt waren.
Heutzutage, im 21. Jahrhundert, wo es zum guten Ton zählt, Weihnachten in Scharm El Scheik zu verbringen oder eine Besichtigungstour zum Katharinenkloster über Ostern zu buchen, kann man sich das kaum mehr vorstellen. 1973/74 waren Reisen in diese Region entweder nur Abenteurern vorbehalten oder jenen zugänglich, die sich den "Reiseveranstaltungen" der Vereinten Nationen angeschlossen hatten. zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Diese Zone verlief parallel zum Kanal als 10 km breiter Streifen, vom Mittelmeer bis zum Golf von Suez. Westlich dieser Zone hatten die Ägypter das von ihnen in den ersten Tagen des Jom-Kippur-Krieges eroberte Gebiet wieder besetzt, während die Israelis sich nach Osten, in das Landesinnere der Sinai zurückgezogen hatten. Die Grenzlinien, zu den Ägyptern "Alphaline", zu den Israelis "Bravoline" genannt, wurden mit leeren Benzinfässern markiert. Die Aufstellung dieser Grenzmarkierungen wurde unmittelbar nach der Unterzeichnung des Truppenentflechtungsabkommens begonnen und von einer gemischten Kommission überwacht. Obwohl der Grenzverlauf von den Parteien offiziell abgesegnet war, wurde vor allem von ägyptischen Truppenführern immer wieder der Versuch unternommen, durch Versetzen der Fässer, ihre Eroberungen um einige hundert Meter weiter in die Sinai auszudehnen. Geplant ist die nahtlose Übergabe der 7 senegalesischen Positions 112, 113, 114 an der Bravoline zu IDF und 115, 116 und 117 an der Alphaline zu AREF. Lage der Positions einschließlich der Zeltausrüstung sollen von SENBATT unverändert übernommen werden. |
Freitag 22. 3. 1974 - Verlegung in die Wüste. |
Samstag 23. 3. 1974 Um 0700 Uhr soll die Übergabe stattfinden. Kommandiert wird französisch und deutsch. Dann zieher die Afrikaner ab und ich bin Herr über 100 Quadratkilometer Wüste. Die Positions müssen komlett umgebaut werden, da die Senegalesen die Zelte in Mulden gebaut hatten, die kein Bisschen Wind den Weg fand. Außerdem hatten sich dichte Fliegenschwärme niedergelassen. Die Position 118 wird fast zur Gänze neu errichtet |
Hier auf Position 118 wird auch der Kompaniegefechtsstand, sowie die Versorgungsgruppe samt Küche eingerichtet. Gleichzeitig befindet sich hier der vorgeschobene Baonsgefechtsstand, besezt mit einem Funkferschreibtrupp MFF-1 und zeitweise ein Stabsoffizier. Was noch fehlt, ist ein Arzt mit entsprechender Ausrüstung einschließlich SanKW. |
Das SchlachtfeldDer uns zugewiesene Abschnitt erstreckte sich etwa 10 km entlang des Dschebel Schaifa, ein flacher Höhenrücken, der dem Gidi Pass vorgelagert ist. Wie scho erwähnt verwehrte er eine direkte Einsich von der ägyptischen Seite ind den bereich der IDF.
Insgesamt hatten wir 6 Positions zu übernehmen, die von den 3 Zügen der Kompanie besetzt wurden, als 7. Position wurde der Kompaniegefechtstand selbst, an zentraler Stelle, im Straßenkreuz der Gidi - Pass - und Artilleriestraße eingerichtet. Von hier hatten wir auch einen hervorragenden Einblick in das bunte Treiben, das die Ägypter beim Einrichten ihrer neuen Front an den Tag legten. |
Der T 62 ist eindeutig am Rauchabsorber der Kanone erkennbar |
Ägyptischer Kampfpanzer T-62 Während die ägyptischen Panzerverbände überwiegend mit dem T-54/55, der als Standardpanzer der Warschauer-Pakt-Staaten seit den 60er-Jahren in verwendung stand, ausgerüstet waren, verfügten einige Eliteeinheiten, wie z.B. die 25. selbständige Panzerbrigade, bereits über den modernen Kampfpanzer T-62. Die 115 cm Panzerkanone mit glattem Rohr war ein Novum, das besonders gute Schießleistungen erwarten ließ. Feuerleitausrüstung und automatischer Hülsenauswurf verlangten allerdings ein hohes Maß an Ausbildung, das die Ägypter nicht erbringen konnten. Vor allem konnte die geringere Einsatzschussweite gegenüber den israelischen Centurion und M60A1 trotz hervorragender Feuerleitsysteme nicht zur Geltung gebracht werden. |
Unmittelbar im Nahbereich der Position 114 befand sich eine Stelle, an der eine ägyptische Panzereinheit, vermutlich aus der Luft, vernichtet wurde. Über diese Stelle führte der einzige Zugang zur Position, so dass man regelrecht über die Toten hinweg steigen musste. Wir nannten diese Position daher sinnigerweise "Totengrund" |
Da die Bergung der Gefallenen einzig und allein den ägyptischen Militärbehörden vorbehalten war, durften auch wir an dieser makabren Stelle keine Veränderungen vornehmen. Ich muss zugeben dass ich mich an diese Anordnung nicht immer gehalten hatte, wie zum Beispiel bei jenem Toten, den ich bei einer Patrouillenfahrt, völlig alleine und von seiner Einheit entfernt, gefunden hatte. Hier war der allgegenwärtige Tod plötzlich zum Einzelschicksal geworden. zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Montag 1. April 1974 Lt. Endisch hatte gestern einen Gazellenbock erlegt, eine hervorragende Gelegenheit für einen Aprilscherz: Lasse ihm per Funk ausrichten, dass er sich unverzüglich im Kompaniegefechtsstand zu melden habe. Weingerl habe von seinem Abschussgehört und will ihn nun wegen Wilderei zur Verantwortung ziehen. Endisch fährt voll auf dem Schmäh ab und wird mit schallendem Gelächter empfangen. Zuvor hatte er noch die Trophäe vergraben. Wenige Minuten später ist Weingerl tatsächlich da, bekommt aber von dem ganzen Theater nichts mit. Dafür teilt er mir mit, dass mein Urlaub zwar genehmigt, das Flugticket jedoch noch nicht gebucht werden konnte. Dienstag 2. April 1974 Wir werden von der 2. Kompanie abgelöst. Am 4. April beginnt mein Heimaturlaub, am 16. bin ich wieder in Kairo. Die Nepalesen geben eine Partymit einem Traumhaften Buffet. zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Freitag 19. April 1974 |
26. - 29.4. 1974 zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Zurück in die Wüste
Dienstag 30. April 1974 zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Auf Moses Spuren zum KatharinenklosterEiner Initiative unserer Militärgeistlichen und des Wellfareofficers ist es zu verdanken, dass die israelischen Militärbehörden eine Besichtigungsfahrt zum Katharinenkloster und auf den Berg Sinai ermöglicht hatten. Nach relativ ruhiger Fahrt entlang der Küstenstrasse über Abu Rudeis, ging es dann durch das "Wadi Feiran", etwa 90 km über eine Geröllpiste. Trotz der ausgezeichneten Fahreigenschaften, die der Pinzgauer im Gelände zu bieten hatte, waren alle Knochen durchgeschüttelt. Dafür aber entschädigte uns die einmalige Landschaft, durch die uns diese Fahrt führte, bis sie, wie im Finale eines dramatischen Schauspieles mit einem grandiosen Bühnenbild beendet wurde: Vor uns lag das Katharinenkloster, als wären die 1400 Jahre seines Bestehens nicht vergangen. |
Das Sinai Hotel Für die Unterbringung der Touristen steht immer noch das bescheidene Pilgerquartier zur Verfügung, wo für Logis und Verköstigung ein bescheidener Unkostenbeitrag verlangt wird. Für die gehobeneren Ansprüche steht jetzt auch ein Hotel zur Verfügung, das den "Pilgern" zu günstigen Preisen ein Bett und drei Mal eine warme Mahlzeit bietet. Nach Auffassung der Mönche darf nicht gewinnorientiert gearbeitet werden: "Das Katharinenkloster ist ein religiöser Ort, der trotz aller finanzieller Schwierigkeiten für alle Besucher weiterhin frei zugänglich sein muss," so ihre Devise Foto Wikipedia Sonntag 5. Mai 1974 |
Nach der Messe besichtigen wir die Kirche und anschließend die Bibliothek und Ikonensammlung, die zu den besonderen Kostbarkeiten des Klosters zählen. Letztere enthält vor allem Ikonen, die den Bildersturm des 8. Jahrhunderts überstanden hatten. |
Montag 6. Mai 1974
Zum obligatorischen Besichtigungsprogramm zählt natürlich die Besteigung des Berg Sinai, oder Djebel Musa, wie ihn die Muslime nennen- die wir am frühen Morgen des nächsten Tages begannen. Als Kavallerist ließ ich es mir nicht nehmen, den ersten Teil des Anstieges auf dem Kamelrücken zu absolvieren, ein völlig neues Reitgefühl im Vergleich zu den gewohnten Haflingern, die einen Reiter so lange hinaufbalancieren, bis er vor Angst von selbst absteigt. Das Kamel, bzw. dessen Führer ließ es gar nicht erst soweit kommen. Am tariflich vorbestimmten Umkehrplatz angekommen, wollte ich mich nach Reitersitte mit einem Stück Zucker bei meinem Reittier bedanken, was dieses offenbar missverstanden haben muss. Nachdem ich gerade noch meine Hand in Sicherheit bringen konnte, bevor es mir die Finger abbeißen konnte, war meine kurze Beziehung zum Schiff der Wüste wieder auf die unverbindliche Tierliebe auf sicherer Distanz zurückgesetzt. |
Wenige hundert Meter unterhalb des Gipfels liegt der "Garten des Propheten Elias", eine grüne Oase inmitten der Steinwüste, dominiert von einer tausendjährigen Zypresse und ein Brunnen. Die Stelle wird auch nach dem Mönch, der diese Himmelsleiter der 3600 Stufen geschaffen und hier gehaust haben soll, "Kartause des Stephanos" genannt. Hier soll er den Pilgern die Beichte abgenommen, die auferlegte Busse dürfte sich von selbst ergeben haben. |
Montag 6. Mai 1974 Dieser Tag ist wieder der langen Rückfahrt, die wie die Rückkehr in eine andere Welt anmuten musste, gewidmet. Zuvor noch in einem von Jahrtausenden geprägten Ambiente, aus dem drei Weltreligionen ihre Wurzeln ableiten, einer Stätte, die Juden, Moslems und Christen auf ihren gemeinsamen Gott hinweist und zur Versöhnung mahnt, finden wir uns wieder in der vom Krieg gezeichneten Realität. Gerade aber unter dem Eindruck dieser Tatsache, wird es mir wieder bewusst, dass das kein Ausflug, sondern eine Pilgerfahrt gewesen ist, aus der man neue Kraft und Zuversicht für die weitere Erfüllung unserer Aufgaben schöpfen konnte. Dienstag 7.Mai 1974 Ein neuer LO von IDF stellt sich vor: Olt Nachum Kfir. Obwohl Sabre, d.h. in Israel geboren, hat er Wurzeln in Österreich: Großvater war Soldat in der k.u.k. Armee, Vater lebte in Cernovitz. In Israel änderte er seinen Familiennamen Löwl in Kfir. Die Erklärung dafür ist einfach, denn Kfir heißt der kleine Löwe, zu dem man auf gut Jiddisch "Löwl" sagt. Nachum Kfir ist liberaler Jude und ein angenehmer Diskussionspartner. Er wundert sich über die zahlreichen Jiddischen Ausdrücke, die wir in unsrerer Umgangssprache verwenden. zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Abends ist Abschiedsfeier von den Heimkehrern in der 1. Kompanie. Es ist eine nette Feier ohne die üblichen Abstürze. Wir sind in den vergangenen Monaten zu echten Kameraden geworden und ich werde sie daher sehr vermissen
24. - 29. Mai 1974 Bin beauftragt die Newcomer in die neuen Aufgaben einzuführen. Daneben laufen schon konkrete Maßnahmen für eine Verlegung auf die Golanhöhen. Man hört, dass in Genf Verhandlungen über ein Truppenentflechtungsabkommen laufen und dass unser Bataillon in den Golan verlegt wird. Burgstaller teilt mir auch mit, dass die 1. Kompanie das Vorauskommando bilden werde. zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Der Auszug aus Ägypten30. Mai 1974 |
Das bedeutet, dass das Disengagement spätestens am 7. Juni beginnen und innerhalb der folgenden 20 Tage enden musste. Damit war auch klar, dass die ersten 2 Phasen des Disengagements von der 1. Kompanie allein zu bewältigen waren, bis die 2. und 3. Kompanie nachgezogen waren. Montag 3. Juni 1974 |
Die Recceparty bei eine der Alarmübungen, als die Mannschaft noch von der 1. Kompanie gestellt wurde; im Bild Kdt Mjr Eckewin Bauer und Lt Kofler als Zugskommandant Das Beladen der Fahrzeuge |
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Dienstag 4. Juni 1974 |
Das Marschpaket der 1. Kompanie Es sind 18 KFZ, davon 3 Pinzgauer AP710, 12 LKW StD 680M3 und 3 weitere Kleinfahrzeuge |
Der schon am Vortag vom BKdo erstellte Marschbefehl war in den wesentlichen Punkten an die Fahrzeugkommandanten ausgegeben: Geschlossene Kolonne in 2 Marschpaketen bis Ismailia. |
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Der Marschbefehl für die Advanceparty (Original, anklicken und lesen) So gewissenhaft die Vorbereitung erfolgt war, so mangelhaft waren die von der UNEF bereitgestellten Führungsgrundlagen, wie etwa eine Straßenkarte. Der Marschbefehl des Bataillons war zwar umfangreich, aber wenig aussagekräftig hinsichtlich des Marschweges. Das lag an der schon erwähnten Tatsache, dass wir weder über Straßenkarten Israels, noch über Syriens, verfügten. Den Verantwortlichen im UNEF HQ war offenbar der Begriff "Basismaterial", über das der Befehlsempfänger verfügen sollte, unbekannt. Außer einer Auflistung der Ortschaften, die wir zu passieren hatten und der Angabe von 2 Tankhalten, gab es keine weiteren Informationen weder über Marschstrecke, noch den Zustand der Strassen. Man wird auch vergeblich nach einem Marschziel bzw. einem Etappenziel suchen und auch keine Maßnahmen der Verkehrsregelung finden. Daß es sich dabei um grobe Eigenfehler handelt, beweist eine gewisse Führungsschwäche auf allen Ebenen. zurück zum Inhaltsverzeichnis |
Dienstag 4. Juni |
Um 1400 kann die 1. KP als selbständige Kolonne weiter marschieren.
Kurz vor dem Abmarsch treffe ich wieder einen alten Bekannten: Haim Kretsch, meinen LO von Sinai, die Aufgabe hat den polnischen Konvoi durch Israel zu eskortieren. |
Rast bei El Arisch Hier war im Ersten Weltkrieg k.u.k. Artillerie während der türkischen Offensive gegen den Suezkanal in Stellung.8 Fotos Klinger |
Der Gazastreifen 1974 konnte man den knapp 50 km langen Gazazastreifen auf einer gut befahrbaren Straße in einer knappen Stunde ungehinder durchfahren. Der längs der Straße führende 2 1/2 Meter hohe Maschendrahtzaun war eher eine symbolische Abgrenzung des israelischen Kernlandes vom okkupierten Gebiet. |
Gaza Stadt Die Straße führt durch die Randbezirke, die Stadt selbst war damals noch so klein, dass man sie kaum wahr nehmen konnte. |
Wir passieren Nethania und schwenken dann bei Hadera in das Landesinnere ein. Hier fahren wir abermals in besetztes Gebiet im Westjordanland. Nirgendwo ein Checkpoint oder sonst eine Art von Kontrolle. Die Route ist einfach der kürzeste Weg nach Galiläa, die Straßen sind völlig neu. Es ist bereits Nacht als wir Nazareth passieren und nach etwa 15 Kilometern kann man den See Genezaret erahnen, in dessen Wasser sich die Lichter von Tiberias spiegeln. Haim Kretsch hat Recht behalten: Es ist jetzt 2000 Uhr, in spätestens einer halben Stunde sind wir am Lagerplatz, das heißt, dass sich ein kleiner Lokalbummel noch vor Mitternacht ausgeht. |
Nun nähern wir uns wieder dem Krieg: stellenweise syrische Panzerwracks und Ruinen. Dann kommt Qunaitra: Wir passieren ein Trümmerfeld, das einmal Lebensraum für 30 000 Seelen, - Muslime und Christen, - gewesen sein soll. |
Endlich sind wir in Sa'sa, nachdem kurz zuvor der letzte israelische Posten uns weiterfahren ließ. Am Ortsrand des Dorfes empfängt uns eine beeindruckende Delegation des syrischen Militärs. |
Das Empfangskomitee
Dieses war nicht nur seiner Zahl an Personen nach, sondern auch seiner hochrangigen Besetzung wegen beeindruckend: |
Am 4. Juni besucht Generalsekretär Dr. Kurt Waldheim im Anschluss seines Empfangs im UNDOF HQ Damaskusdas, das bereits am Vortag in Syrien eingetroffene Erkundungskommando - Recceparty - in Camp Quanaquer. Meldung der Truppe durch OpsInfo Gruppenfoto der Recceparty mit dem Generalsekretär (zum Wiedererkennen aus die Bilder klicken) Beide Fotos UN-Photo/Nagata |
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Das Disengagement - AblaufplanAn mobilen Einsatzkräften verfügte UNDOF vorerst über 570 Mann - 200 Peruaner, 200 Österreicher, sowie 60 Polen und 110 Kanadier als Versorgungs- und Unterstützungskräfte.Wir waren daher angesichts der Tatsache, dass zwei bis an die Zähne bewaffneten Kriegsparteien von einender zu trennen waren,fest überzeugt, dass UNDOF alle seine Kräfte aufbieten müsse und Österreicher wie Peruaner gemeinsam zum Einsatz bringen müsse. Von den Peruanern, die mit uns am 4. Mai ebenso nach Syrien verleget wurden, war aber keine Spur zu sehen. Das war zwar verständlich, da sie ihr Basislager auf israelischer Seite nahe Qnaitra bezogen hatten, ihre Offiziere waren aber auch bei keine der Vorbereitenden Maßnahmen zu sehen. Bald war klar, dass ihr Einsatz im Gegensatz zu dem was uns bevorstand, lediglich auf den Südabschnitt beschränkt war und keine Truppentrennung erforderlich war. Für die uns gestellte Aufgabe hätte es eigentlich des gesamten Bataillons bedurft. Aber wie schon in Ägypten, war auch die UNDOF nicht frei von Führungsschwächen, wie die nächsten Wochen noch zeigen werden. Außer einer bescheidenen Fahrzeugspende - 3 Jeeps - fand das AUSBATT keinerlei personelle Unterstützung. So musste auch das vorgeschobene Hauptquartier (fHQ) vom Stabspersonal des Bataillons errichtet und betrieben werden. Lediglich der Rückwärts-Funkverkehr wurde von einer kanadischen Crew geführt. Da der Gefechtsstand den Truppenbewegungen folgen musste, musste Fox dreimal verlegt werden - und das ausschließlich mit dem österreichischen Stabspersonal.
Der Ablauf des DramasDer 1. Zug steht abmarschbereit bei Pos 11, Olt Deutsch erstattet die Meldung. Da die ganze Aktion bereits unter Zeitverzug steht, drängt Hptm Erbstein, das Leichensuchkommando und die Flaggenhisser abfahren zu lassen.
Vorerst war es allen Anwesenden ein Rätsel, wie es zu diesem Unfall kommen konnte. Ich ließ es dabei bewenden und begab mich wieder auf den Rückweg an die Unfallstelle. Die Pioniere waren bereits dabei, die Straßensperren mit einem Bulldozer zu beseitigen die Sanitäter machten sich wieder auf den Rückweg, denn Zgf Hofer war inzwischen seinen Verletzungen erlegen. Ich kam gerade noch dazu, als er mit den anderen Toten abtransportiert wurde. Hier wurde mir erst bewusst, dass von der Explosion der Mine bis zu meiner Rückkehr, höchstens 2 Stunden vergangen waren, dass die Rettungstrupps der Israelis innerhalb von 30 Minuten vor Ort waren, dass die eigenen San-Trupps aus Quanaquer ebenfalls in Rekordzeit an der Unfallstelle eintrafen, und dass das Menschenmögliche getan wurde, auch wenn es vergeblich war. Am Nachmittag kommt dann der Befehl, die Besetzung des Hermon über die israelische Seite zu vollziehen. Um 2100 Uhr L erstatte Lagemeldung an Bkdo:
Mittwoch 26. JuniErkundung der israelischen Stellung, nun Hotel Süd genannt. Hier herrscht das blanke Chaos - Müll- und Leichengeruch liegen in der Luft. Die Isis haben einen unbeschreiblichen Saustall hinterlassen. Eine Besetzung von Süd halte ich derzeit für nicht möglich und melde das dem Bataillon. Hotel Base, wie es nun heißt und der Gipfel werden als Positions ausgebaut und bleiben besetzt. Die Verpflegung ist für die nächsten Tage mittels Comporation gewährleistet, die Wasserversorgung hoffe ich bei den Kanadiern in Kuneitra zu organisieren.
Nachmittag Rückfahrt über Kuneitra. Hier herrscht ein Riesenwirbel, denn heute hat die syri-sche Regierung die Stadt - oder das was davon noch übrig ist - übernommen. In zahllosen Autobussen waren Menschenmassen hierher gepilgert um den Trümmerhaufen zu bestaunen, der einmal eine blühende Stadt gewesen sein soll. Das Leben geht weiterDonnerstag 27. JuniBegleite ein Reporterteam des ORF zur Unglücksstelle. Versuche bei dieser Gelegenheit den Hergang zu rekonstruieren und den Grund für die verhängnisvolle Mineclearence zu finden: Alles deutet darauf hin, dass eine Minenräumung stattgefunden hat. Die Spuren gesprengter Minenriegel und beiseite geschaffter Minen sind (auf syrischer Seite) unverkennbar. Ich vermute, dass der israelische Kommandant von Pitulim Camp aus übertriebener Vorsicht die Sperren an der Straße erst im letzten Moment räumen lassen wollte, was die Anwesenheit der israelischen Pioniere erklärt. Nur dürften diese zu spät eingetroffen sein. Freitag 28. JuniDie Trauerfeier - für mich übrigens die erste Gelegenheit, nach Damaskus zu kommen - beginnt beim Armeespital, wo die Särge übernommen und auf einem LKW zum Flugplatz ge-bracht werden. Hier erfolgt die Verabschiedung. Zahlreiche Kränze (30 Stück) zeugen von der Anteilnahme seitens der syrischen Armee bis zu Präsident Assad.
Auch eine Ehrenformation der Syrer und der Polen neben dem Ehrenzug der Österreicher angetreten. Wir alle sind tief erschüttert und können es immer noch nicht fassen, dass diese Soldaten nun in Särgen in ihre Heimat zurückkehren werden. Aber das Leben geht weiter, denn gleichzeitig ist auch eine Gruppe von Soldaten in Damaskus eingetroffen, um ihre erste Recreation anzutreten. Nach Beendigung der Trauerfeier beschließe auch ich die Gelegenheit zu nutzen, um mir Damaskus anzusehen.
Der Bazar - hier nennt man ihn Soukh - ist vorwiegend das Einkaufszentrum für die Einhei-mischen, nicht wie in Kairo, wo alles Geschäft - oder besser gesagt der Nepp - auf die Touris-ten abgestimmt ist. Die Preise sind angeschrieben, aber trotzdem wird nach orientalischem Brauch gehandelt. Mitten im Bazar stößt man auf Relikte der Römerzeit.
Danach besuche ich den Azem Palast mit seinen wunderschönen Gärten. Die wohltuende Ruhe, die von hier ausgeht, steht im krassen Gegensatz zu dem hektischen Treiben im Souk und auf dem Ausstellungsgelände. Während der Rückfahrt nach Quanaquer fallen mir die Augen zu, ein ermüdendes Briefing im Kommando gibt mir den Rest. Es sollte aber noch nicht alles sein: Beim 1. Zug wird ein Palästinenser aufgegriffen. Er ist bewaffnet und in Uniform der Fatahkämpfer. Er sagt aus, dass er den Abzug der Israelis beo-bachten sollte. Auf Anordnung des Bataillons wird er über die syrische Straße mit einer Es-korte zu Fuß ins Tal gebracht und den Organen der UNDOF übergeben. Samstag 29. JuniDer Tag vergeht ohne Zwischenfälle. Am Nachmittag melden sich wieder einige kranke Zivilisten und werden von SanUO VzLt Plunder behandelt. Am Nachmittag sind wir wieder bei der bekannten Familie in Hadar eingeladen. Sonntag 30. JuniBesuch von OpsO Mjr Bauer: es geht um die endgültige Festlegung der Positions, leider ohne Ergebnis. Dazu erscheint noch Burgstaller und verbreitet Wohlwollen. Danach wieder Aufre-gung im Dorf - ein Kind wurde durch einen Blindgänger schwer verletzt. SanUO Plunder leistet erste Hilfe und veranlasst den Transport nach Damaskus. Wie wir erfahren ist das Kind außer Lebensgefahr. Abends Briefing und Anweisungen für die vom Bataillon angeordnete Inventur. Montag 01. JuliDie Inventur verläuft Planmäßig, ohne wesentliche Beanstandungen. Dafür eine neue Hiobsbotschaft: die Positions am Hermon sind abgeschnitten, da die Israelis die über ihr Gebiet Straße gesperrt hatten. Die Versorgung über die syrische Straße war nicht möglich, weil sie für den Fahrzeugverkehr noch nicht freigegeben und nur zu Fuß begehbar war. Die von den polnischen Pionieren angesagte Räumung ist aus unerfindlichen Gründen noch nicht erfolgt, den Beteuerungen von IDF, die Straße wäre nun sicher, wurde verständlicher Weise nicht mehr Glauben geschenkt.
Da am Hermon bereits Mangel an Trinkwasser und Treibstoff für die Stromaggregate herrscht, muss raschest eine Lösung getroffen werden. Als erstes beordere ich alle Versorgungsgüter zur Position 12 bei Arne.
Mein erster Versuch scheitert kläglich. Von der Sonne wegen der völlig verdreckten Windschutzscheibe geblendet, endet meine Fahrt nach einigen Kilometern in einem Wasserloch. Den Transport mit Trägern kann man ebenso vergessen, bleibt nur mehr das Tragtier. An Mulis herrscht hier kein Mangel und mit Hilfe unserer Bekannten in Arne erklären sich fünf Bauern bereit, am nächsten Morgen mit ihren Mulis zur Stelle zu sein. Sie verlangen 30.- syrische £ pro Schwanz und Tag, die das Bkdo nach längerem Feilschen genehmigt. OstV Fleischmann kommt auch bald mit dem Geld und da es spät geworden ist, möchten wir in Arne nächtigen - in der Position ist keine Schlafstelle für uns frei. Aus dem vom Schulleiter angebotenen Quartier - auf seine Gastfreundschaft habe ich mich bereits gefreut - wird leider nichts, da der hiesige Ortskommandant eine derartige Unterbrin-gung verbietet. Dienstag 02. JuliPünktlich um 0800 Uhr stehen die Bauern mit ihren 5 Mulis am Umschlagplatz. Nach anfäng-lichen Sprachschwierigkeiten versteht man sich gleich besser, denn die weltweite Zunft der Tragtierführer versteht sich auf ihre Weise. In fünf Transporten ist der gesamte Wochenvorrat- etwa 2,5 Tonnen Wasser, Treibstoff und Verpflegung - im Basislager, für die braven Bauern war es offenbar das Geschäft ihres Lebens. Nun treffen auch zu aller Überraschung die syrischen Pioniere ein und beginnen die Straße eingehend nach Minen abzusuchen. Um diesen erfolgreichen Tag würdig abzuschließen, kehre ich mit Fleischmann auf der Rück-fahrt bei meinen Bekannten in Hine ein und werden zum Abendessen eingeladen. Nun bin ich bereits 4 Wochen ununterbrochen im Einsatz und lebe aus dem Rucksack. Die Strapazen scheinen nicht abzunehmen, denn es kommt immer wieder Neues hinzu. Mit einem Minimum an Körperpflege - wenn man die verdreckte Uniform auszieht, bleibt sie von allei-ne stehen - zum Waschen der Unterwäsche kommt man nur selten. Während die Truppe we-nigstens regelmäßig ihre Mahlzeiten einnehmen kann, sitzt man als Führungsorgan bei irgend einer Besprechung und muss froh sein, wenn einem der Koch noch irgendwas zum Essen macht. Vom Schlafmangel nicht zu reden. Mittwoch 3. JuliBin wieder in Arne, um zu sehen, wie die Arbeiten an der Straße verlaufen. Mittags sind die Syrer fertig und ich fahre erstmals zu Hotel Base und anschließend auf den Gipfel. Hier erreicht mich eine weitere Hiobsbotschaft - diesmal aus der Heimat: Meine Frau sei schwer erkrankt und liege im Krankenhaus. Ich soll sofort nach Hause kommen. Mehr ist aus dieser Nachricht nicht herauszubekommen. Donnerstag 04. JuliBurgstaller besucht mit mir alle Hermon Positions. Bei allem Wohlwollen das er mir entgegenbringt, bin ich beunruhigt, da für eine geregelte Übergabe der Kompanie an Olt Deisenberger immer weniger Zeit bleibt. Da auch Deisenberger Anfangs August auschecken wird, stellt sich die Frage nach einem definitiven Nachfolger. Da ich weis, dass mein Freund Hptm Gerold Parth, demnächst zum AUSBATT einrücken wird, empfehle ich ihn wärmstens als meinen Nachfolger. Freitag 05. JuliHeute soll ich meine Crew verlassen, den restlichen Tag in Damaskus verbringen und am Tag darauf den Heimflug antreten. Die Übergabe an Deisenberger verläuft wie vorauszusehen hektisch, es bleibt kaum Zeit, das Gepäck herzurichten. (Das große Gepäck bleibt vorerst hier und soll mit der nächsten Rotation nachkommen). Die UntersuchungDie Art und Weise wie es zu dieser Untersuchung - Board of Inquiry - kam, ist etwas seltsam, denn vom Tag des Ereignisses bis zu meiner Einvernahme, die am Nachmittag des 5. Juli stattfinden sollte, waren 10 Tage vergangen.
Die Einvernahme - Meine Angaben und SchlussfolgerungenAus Österreich war ObstdG Hannes Philipp angereist, um an der Untersuchung als Vertreter des BMLV teilzunehmen. Philipp ist mein Jahrgangskamerad und als nächster Stabschef von UNDOF vorgesehen. Der Abend vergeht im Gespräch mit Hannes, dem ich den ganzen Hergang bis ins letzte Detail schildere. Danach erfolgt meine Einvernahme durch den Chairman des Board of Inquiry. Hier gebe ich nochmals meine Eindrücke bekannt, soweit sie zur Klärung beitragen können. Schon am Weg zur Unfallstelle, fiel mir auf, dass die Syrer ihren Teil der Straße geräumt hatten, da ihre Minen gestapelt und entschärft am Straßenrand lagen. Doch dann, nach einigen hundert Metern traf ich auf die Minenabsperrung der Israelis.
Meine Vermutung, der israelische Kommandant von Pitulim Camp hätte aus übertriebener Vorsicht die Sperren an der Straße erst im letzten Moment räumen lassen, ist durchaus erklärbar, denn die Pioniere waren offensichtlich im Begriff mit der Räumung zu beginnen, als der Landrover auf die Mine fuhr. Ich glaube auch, dass an der Unfallstelle schon Tage zuvor eine Minenräumung stattgefunden haben muss, worauf mehrere Sprengtrichter hinwiesen. Dabei dürfte die Unglücksmine übersehen worden sein. Wie sich später herausstellen sollte, war die Kommission zu dem Ergebnis gekommen, dass die vorliegende Mineclearence zwar falsch, von den agierenden UN-Organen und den Österreichern zwangsläufig für korrekt gehalten werden musste. Wie diese verhängnisvolle Falschmeldung aber zustande kam und ob die Israelis falsche Informationen weitergegeben haben, wird für immer im Dunkeln bleiben. Um 1900 Uhr kann ich endlich mein Hotelzimmer beziehen, muss aber um aben nochmals zur Unterschrift ins HQ. Um 2030 ist mit dieser letzten Prozedur mein erster Auslandseinsatz beendet. Zurück liegen acht Monate von Österreichs ersten Einsatz seines Bundesheeres im Nahen Osten, der folgene Tagesbericht hingegen dokumentiert den Anfang einer fast vierzigjährigen Präsenz der Österreicher auf dem Golan.
Samstag 6. JuliStehe früh auf um am Vormittag noch den besagten Koffer und einige Andenken zu kaufen. Bis zum Abflug um 1500 Uhr bleibt noch einige Zeit, sich in Damaskus umzusehen. Als ich dann endlich meinen Lederkoffer bezahlen will, merke ich, dass meine Brieftasche fehlt. Ob-wohl derartiges in Damaskus nur selten vorkommen soll, muss ich mich damit abfinden, dass die 5 Pfund, die ich im Hosensack fand, gerade noch ausreichten, um mit dem Taxi ins HQ zu fahren und dort um Hilfe zu ersuchen. Man borgt mit großzügig das für den Heimflug nötige Geld. Das reicht, um am Flughafen noch einige hübsche Andenken zu kaufen, um nicht ganz mit leeren Händen heimzukehren. NachschlagEinige Monate später, im Zuge einer Rotation entsann sich die heimische Presse - allen voran der kleinformatige Boulevard - des tragischen Minenunfalls vom Juni 1974. Anlass waren offenbar falsch interpretierte Aussagen von Heimkehrern, die zu den ohnehin spärlichen Informationen seitens der UNDOF und des BMLV neuerlichen Skandalstoff zu liefern schienen. So wurden auch die ersten, vorwiegend konfusen und widersprüchlichen Presseberichte wieder aufgewärmt, wie etwa die Behauptung der Isreaelis, die Österreicher hätten in dem von den Isrealis besetzten Teil des Hermon eine für jeglichen Verkehr noch gesperrten Weg benützt
Lesen sie in den nächsten Wochen über meinen zweiten Auslandseinsatz von 1978 bie 1979 den ich ein volles Jahr im Hauptquartier von UNDOF absolviert hatte. |