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Die Streitkräfte der 2. Republik
1945 - 1990

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Die Streitkräfte der 1. Republik
1918 - 1938

Die Offiziersausbildung im Bundesheer Weiterführende Artikel zum Thema

Inhaltsverzeichnis

Die Wiederbewaffung der 2. Republik 1945 - 1955 Ein Heer für alle Jahreszeiten Die Reform zum Milizheer die Ära des Rückbaus Anhang

Die Wiederbewaffung der 2. Republik 1945 - 1955

Nachdem die Entstehung unseres Bundesheeres vielfach als schwere Geburt, und die daran Beteiligten, zu denen auch ich mich zählen möchte, als Geburtshelfer bezeichnet wurden, kann man, um im medizinischen Fachjargon fortzufahren das kurze Dasein des Heereamtes als Schwangeschaftsabbruch bezeichnen.
Denn in der Tat weisen eine Reihe von Ereignissen Symptome auf, die den Stadien und Komplikationen von Schwangerschaft und Geburt sehr ähneln. Dazu kommt noch, dass sich der wirkliche Geburtstag des Bundesheeres auf ein exaktes Datum nicht festlegen lässt. Diesen Feststellungen nachzugehen ist die folgende Arbeit gewidmet, wobei ich mich auch bemühe, den stellenweise komödienhaften Zügen der Vorgänge, einen Schuss Humor selbst beizusteuern. Das macht das Thema reizvoller und vor allem aus österreichischer Sicht verständlicher.

Die Fehlgeburt - das kurze Dasein des Heeresamtes

Im der ersten Regierungserklärung unmittelbar nach der Proklamation der 2. Republik Österreich durch Dr. Karl Renner, wird auch die Errichtung einer "bescheidenen Wehrmacht, sowie eine Sicherheitspolizei zur Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung und öffentlichen Sicherheit angekündigt.
Diese erste Absichtserklärung der Errichtung einber Wehrmacht, entsprach den Vorstellungen Karl Renners für den ein Staat ohne Militärmacht nicht denkbar war.
hatten dabei zwei Komponenten übersehen, von denen zumindest eine die absolute Macht hatte, die Gestaltung der neuen Republik nach eigenen Vorstellungen vorzunehmen.
Das waren die Sowjets, über die sich die Allgemeinheit noch nicht im Klaren war, ob sie als Sieger oder Befreier sehen sollte. Die zweite Komponente war diese Allgemeinheit selbst, deren Interesse vorerst der Erhaltung der nackten Existenz galt, und ein Gutteil noch auf das Tausendjährige Reich eingeschworen war, um sich als Österreicher zu fühlen.
Es darf daher bezweifelt werden, ob diese militärischen Ambitionen, ein Herzensanliegen der Österreicher waren.

Die Proklamation der Republiuk

Zeiger linksDie Proklamation der Republik am 27. April 1945

Staatskanzler Dr. Karl Renner mit Wiens erstem Bürgermeister Theodor Körner und Stadtkommandant Generalleutnant Alexei Blagodativ auf dem Weg in das Parlament

Zeiger rechtsRenners Regierungserklärung

Die Gesetzgebung der Republik Österreich lag bis zur Konstituierung einer frei gewählten Volksvertretung in den Händen der Provisorischen Staatsregierung, einem aus Vertretern der drei Parteien gebildeten Kabinett

Regierungserklä#rung

Von einem Wunschkind kann daher kaum gesprochen werden, was da als Unterstaatssekretariat für Heerwesen - geläufiger als Heeresamt bekannt, - im Mai 1945 das Licht der Welt erblickt hat, als eine Handvoll Wehrmachtsoffiziere österreichischer Herkunft, sich an die Arbeit machten, das alte Militärkasino auf dem Wiener Schwarzenbergplatz als Amtsgebäude einzurichten.
Dass dieses Heeresamt nur als Unterstaatssekretariat geführt wurde, hatte für Karl Renner eingedenk seiner Erfahrungen mit den kommunistischen Zellen in der Volkswehr von 1918, gute Gründe. Zum einen wollte Renner das Heer jeglichem Einfluss von Kommunisten oder sowjetischen Militärs entziehen, indem er das Amt zur Chefsache im Kanzleramt machte, weiters sollte der geplante Aufbau möglichst unauffällig erfolgen.

Franz Winterer

Zeiger links

Oberstleutnant Franz Winterer

Als Leiter bestelle Renner einen absoluten Vertrauensmann, den ehemaligen Luftwaffenoffizier Oberstleutnant Franz Winterer, der nach heutigem Sprachgebrauch als Lupenreiner Sozialdemokrat gelten kann. Er wurde nach dessen Auflösung als Generalmajor a.D. Abgeordneter im Nationalrat (SPÖ)
Winterers sozialdemokratische Gesinnung und frühere Tätigkeit im republikanischen Schutzbund schienen auch eine ausreichende Reputation zu sein, um bei den Sowjets nicht anzuecken. Anders sahen das die Kommunisten, die sich durch Renners Vorgangsweise um ihren Einfluss auf die Bildung einer bewaffneten Macht geprellt sahen und damit einen Propagandafelzug einleiteten.

Zeiger rechts

Das Heeresamt am Schwarzenbergplatz

Ehemalige Wehrmachtsangehörige bei Aufräumungsarbeiten
Aufrämarbeiten am Heeresamt

(Foto entnommen aus Österreich II, S 373)

Dabei hatten die Kommunisten mit dem 1.Freiheitsbataillon, das im Gefolge der sowjetischen Truppen in Wien einmarschiert war, sozusagen bereits den Fuß in der Tür denn einer der prominenten Führer, Franz Honner war ja bereits zum Innenminister bestellt, und seine Genossen Anton Koplenig, oder Friedl Fürnberg hätten möglicherweise andere Vorstellungen von der Gestaltung der zweiten Republik und ihrer Wehrmacht.

1. Freiheitsbataillon

Zeiger linksDas 1. Freiheitsbataillon beim Einmarsch

Insgesamt wurden vier "Freiheitsbataillone" in Titos Partisanenarmee aus österreichischen Gefangenen und Deserteuren aufgestellt, von denen das 1. Bataillon auch zum Kampfeinsatz gekommen ist. Die Bataillone sind mit Handfeuerwaffen und Maschinengewehren ausgerüstet. Das 1. Bataillon ist seit Anfang Mai 1945 in Wien stationiert, die anderen 3 Bataillone in Niederösterreich, wo sie als Sicherungstruppe formell der Exekutive unterstellkt sind.
Zusammen mit anderen Wach- und Sicherungseinheiten kamen sie im Grenz- und Objektschutz zum Einsatz und wurden schließlich als geschlossene Truppe aufgelöst und in die Exekutive integriert.

Zeiger rechtsFranz Honner und Friedl Fürnberg

Honner in der aus allen Parteien gebildeten Regierung Innenminister, Fürnberg Jugendführer

Honner und Fürnberg

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